Lehrlingsbarometer 2018
Ergebnisse des Lehrlingsbarometers 2018
Zufriedene Lernende - Trotzdem gehen sie
Obwohl das Image etwas schlechter wurde, sind die meisten Lernenden mit der Ausbildung zufrieden. Trotzdem wollen nur 30 Prozent sicher in der Branche bleiben. Was müssen wir tun, damit sich das ändert?
Die gute Nachricht vorneweg: Die Jugendlichen sind im Grossen und Ganzen zufrieden mit der Ausbildung, wie die Grafiken zeigen. So bezeichnen gut Dreiviertel der Befragten die Qualifikation des Ausbildners als gut bis sehr gut. Nur sieben Prozent finden sie ungenügend. Die Zeit, die sich die Ausbildnerin, der Ausbildner nimmt, finden 63 Prozent gut bis sehr gut. Das zwischenmenschliche Klima im Betrieb finden 69 Prozent gut oder sehr gut. 11 Prozent finden es ungenügend. Beim Image sieht die Sache schon etwas weniger gut aus. Nur 57 Prozent finden, die Gastrobranche habe ein gutes Image. Fast jeder Fünfte findet, es sei ungenügend bis schlecht. Hier zeigt sich auch eine Tendenz gegenüber 2004: Das Image der Branche hat sich in den Augen der Lernenden verschlechtert. Das hat dann wohl auch zur Folge, dass nur 30 Prozent sicher in der Branche bleiben. Fast die Hälfte verlässt die Branche oder weiss nicht, ob sie bleiben will. Untersuchungen zeigen dann auch, dass vier Jahre nach der Lehre nur noch knapp die Hälfte in der Branche arbeitet. Das so viele die Branche verlassen, halten Experten für verheerend. Denn zurzeit klagen alle Branchen über zu wenig Fachkräfte. «Wir bilden Lehrlinge aus, und wenn sie gut ausgebildet sind, springen sie in andere Sektoren ab», sagt Max Züst, Direktor der Hotel & Gastro Formation, dazu. «Das ist für unsere Branche eine Investition ohne Nutzen.» Damit dies weniger geschieht, bietet die Hotel & Gastro Formation ab diesem September Weiterbildungskurse für Ausbildner an (siehe Kasten rechts). Als Gründe dafür, weshalb so viele die Branche verlassen, nannte der Ökonom Rudolf Strahm den tiefen Lohn und die Arbeitsbedingungen. Stefan Unternährer, Leiter bei den Verhandlungen zum Landes-Gesamtarbeitsvertrag L-GAV bei den Arbeitnehmern, stimmt Strahm zu. «Das Gastgewerbe braucht marktgerechte Löhne, sonst wandern die Mitarbeitenden in andere Branchen ab. Denn der Lohn ist ein wichtiger Grund für die Abwanderung.» Die Abwanderung ist umso schlimmer, wenn man berücksichtigt, dass es immer weniger Jugendliche gibt, die eine Ausbildung im Gastgewerbe machen. Die Zahl der Lehrlinge hat laut Bundesamt für Statistik in den letzten sechs Jahren über 20 Prozent abgenommen. Der Grund dafür liegt auch in der Demografie. Die Zahl der Jugendlichen nimmt europaweit ab.
Fehlende Fachkräfte – was tun?
- Kein Wunder, klagen Wirte und Hoteliers landauf, landab, dass sie keine qualifizierten Fachkräfte finden. Doch was müsste man tun, um die Lernenden und Ausgebildeten in der Branche zu halten?
- Die eher tiefen Löhne müssten sich Richtung Marktlöhne bewegen.
- Arbeitspläne müssten rechtzeitig erstellt werden.
- Bei den Arbeitsplänen müsste die Situation der Mitarbeitenden mitberücksichtigt werden; Junge arbeiten oft gerne am Abend und Wochenende, Familienväter haben dann lieber frei.
- Die Mitarbeitenden in geeignete Aus- und Weiterbildungen schicken.
- Den Mitarbeitenden Wertschätzung zeigen und für ein gutes Arbeitsklima im Betrieb sorgen.
Für Roland Barmet, Gastgeber im Hotel Cascada in Luzern, ist dies der wichtigste Punkt: «Wir müssen die Mitarbeitenden wertschätzen. Dann bleiben sie länger, bei mir sind es im Schnitt über zehn Jahre.»
Vollversion inkl. Grafiken des Berichts (PDF)
Text: Mario Gsell
Grafik: Solange Ehrler