Lehrlingsbarometer 2019
Ergebnisse des Lehrlingsbarometers 2019
Lernende gehen wegen Arbeitszeit
Die Lehrlingsumfrage der Hotel & Gastro Union zeigt einmal mehr: Die Lernenden sind mehrheitlich mit der Ausbildung zufrieden. Trotzdem verlassen viele die Branche. Die HGU will nun etwas dagegen tun.
Der Lehrlingsbarometer bildet zwei Tendenzen ab. Mit ihrer Ausbildung sind die Lernenden grossmehrheitlich zufrieden. So sagen 89 Prozent, dass der Ausbildner sich genügend Zeit nimmt für die Ausbildung. 91 Prozent empfinden das Arbeitsklima als sehr gut bis genügend und die Qualifikation des Lehrmeisters stufen gar 94 Prozent als sehr gut bis genügend ein. Und auch das Image beurteilen die Lehrlinge zu 87 Prozent als genügend bis sehr gut. Trotzdem bleiben nur gut zwei Drittel sicher oder vermutlich in der Branche. Der Rest ist auf dem Absprung. Da hat sich in all den Jahren nichts geändert. Vier Jahre nach der Lehre ist gut die Hälfte der Lehrabgänger nicht mehr in der Branche. Welches sind die Gründe? Eine frühere Befragung der Lernenden durch die Hotel & Gastro Union zeigt, dass die grösste Unzufriedenheit bei der Arbeitszeit, den Überstunden, dem Dienstplan und der Ferienregelung besteht. 34 Prozent sind damit unzufrieden, in der Restauration gar 53 Prozent. Für Roger Lütolf, Leiter Marketing der Hotel & Gastro Union und Verantwortlicher für den Lehrlingsbarometer, ist deshalb klar: «Die Öffnungszeiten der Restaurants sind zwar gegeben, aber bei den Arbeitszeiten sind neue Wege gefragt. Da muss die Branche kreativer werden.» Lütolf wird eine Task Force unter anderem mit Arbeitgebern und Organisationsentwicklern ins Leben rufen, die neue Arbeitszeitmodelle ausarbeiten soll.
Was kann der Wirt gegen die unattraktiven Arbeitszeiten tun?
Die Antwort darauf wird die Arbeitsgruppe erst in einigen Monaten liefern. Bis weitere Massnahmen zur Anwendung kommen, darf man auf bestehende Ideen zurückgreifen. Nur knapp 70 Prozent erhalten den Dienstplan immer oder fast immer rechtzeitig. Gemäss Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) ist vorgeschrieben, dass die Arbeitspläne mindestens zwei Wochen im Voraus erstellt werden müssen. Ausnahmen bilden die Saisonbetriebe, für die eine Woche Vorschrift ist. Für die Planung der Freizeit ist die rechtzeitige Erstellung ein Muss. Und gute Betriebe planen hier längerfristig und erstellen die Pläne mehr als zwei Wochen vorher. Genauso wichtig ist, dass der Chef bei den Arbeitsplänen auch die Situation der Mitarbeitenden berücksichtigt. Junge arbeiten oft gerne am Abend oder an Wochenenden, Mütter und Väter haben dann lieber frei. Am besten ist es, die Mitarbeitenden beim Erstellen des Planes einzubeziehen. Natürlich können nicht immer alle Wünsche erfüllt werden. Doch wer seinen Mitarbeitenden entgegenkommt, kann auf eine zufriedenere Crew zählen. Und das wirkt sich positiv auf Leistung und Stimmung im Betrieb aus. Noch zwei weitere Punkte sollte ein guter Chef berück sichtigen:
- Die Mitarbeitenden in geeignete Aus- und Weiterbildungen schicken. Das erhöht die Identifikation. Zudem sind heute Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen attraktiv. Denn wenn der Betrieb dem L-GAV unterstellt ist, werden die Kosten weitgehend aus den Vollzugskostenbeiträgen entrichtet. Sogar bei Lohnausfall wird der Betrieb aus diesen Geldern entschädigt;
- Den Mitarbeitenden Wertschätzung zeigen und für ein gutes Arbeitsklima im Betrieb sorgen.
Roland Barmet, Gastgeber im Hotel Cascada in Luzern, ist einer, der diese Punkte umsetzt: «Dank der Wertschätzung bleiben die Mitarbeiter bei mir im Schnitt über zehn Jahre.»
Text: Mario Gsell
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