Lernendenbarometer 2020
Ergebnisse des Lernendenbarometers 2020
Lehrabgänger wollen mehr Wertschätzung
Fast 2000 Lernende aus der Gastrobranche haben an der Umfrage der Hotel & Gastro Union teilgenommen. Erfreulich: Die meisten sind mit ihrer Lehre zufrieden. Und: Weniger als auch schon wollen die Branche verlassen.
Die meisten Lernenden sind zufrieden mit ihrer Ausbildung. So geben 93 Prozent an, dass sind zufrieden mit der Qualifikation des Ausbildners genügend bis sehr gut ist. Mit der Zeit, die sich der Lehrbetrieb für die Ausbildung nimmt, sind 86 Prozent zufrieden. Auch das Arbeitsklima beurteilen 87 Prozent als sehr gut bis genügend. Umgekehrt heisst es aber auch, dass 13 Prozent das Arbeitsklima als ungenügend beurteilen. Und gerade dieses ist ein wichtiger Punkt, ob jemand in der Branche bleibt oder nicht.
Die Zahl jener, die in der Branche bleiben wollen, steigt. So gibt mehr als ein Drittel der Befragten an, selbstverständlich in der Branche zu bleiben. Letztes Jahr war es nur ein Viertel. Das sind gute Zeichen. Denn gute Fachkräfte werden in unserer Branche nach wie vor gesucht. Auch wenn kurzfristig, coronabedingt, die Nachfrage etwas abklingen wird. Doch wenn Restaurants und Hotels nicht reihenweise schliessen werden, bleibt der Fachkräftemangel mittelfristig bestehen. Deshalb ist es wichtig, dass man Lehrabgänger in der Branche halten kann. Bislang ist es so, dass vier Jahre nach der Lehre die Hälfte der Ausgebildeten der Branche den Rücken kehrt. Doch was ist nötig, damit sich das ändert?
So würden Lernende in der Branche bleiben.
Die Antworten der Umfrage zeigen es glasklar. Drei Sachen müssten sich ändern: An erster Stelle steht die Wertschätzung. Fast jeder Zweite findet, diese müsse sich verbessern. Für rund je einen Drittel müsste sich die Planbarkeit verbessern und die Löhne müssten steigen. Letzteres dürfte wegen der Corona-Krise zurzeit schwierig sein. Es gibt sogar Arbeitgeber, die fordern, dass die Löhne sinken sollten.
Für Roger Lang, stellvertretender Leiter des Rechtsdienstes der Hotel & Gastro Union und Teilnehmer bei den Lohnverhandlungen, ist das ein Unding. «Die Löhne sind heute schon nicht marktkonform. Deshalb verlassen ja viele die Branche.» Mittelfristig müssten die Löhne steigen, damit mehr Fachkräfte in der Branche bleiben. Doch Lohnerhöhungen durchzusetzen, sei immer schwierig. «Da müssten sich mehr Mitarbeitende bei uns organisieren». Die Lohnfrage ist also schwierig. Da bleiben noch die beiden anderen Punkte. Es liegt am Chef, wie das Arbeitsklima im Betrieb ist und ob die Mitarbeitenden Wertschätzung erfahren. Schon ein Lob zur richtigen Zeit kann Wunder wirken. Des Weiteren muss die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit verbessert werden. In erster Linie müssen Arbeitspläne so lange wie möglich im Voraus erstellt werden.
Gemäss dem Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) sind es mindestens zwei Wochen, bei Saisonbetrieben mindestens eine Woche. Aber hier liegt vieles im Argen, wie der Lernendenbarometer zeigt. So erhält jeder Zehnte überhaupt keinen Arbeitsplan und nur zwei Drittel der Befragten erhalten den Arbeitsplan immer oder fast immer rechtzeitig. Das lässt sich einfach verbessern. Auch gilt es, die Mitarbeitenden in die Planung einzubeziehen und auf ihre Situation Rücksicht zu nehmen. Junge arbeiten oft gerne am Abend und an Wochenenden, Familienväter verbringen das Wochenende und die Abende lieber mit der Familie. Grosse Wertschätzung nutzt allen.
So sagt Stefanie Federer vom Hotel Einstein in St. Gallen: «Wertschätzung erhöht die Motivation im Team und spornt die Mitarbeiter an, Höchstleistungen zu erbringen. Dies spiegelt sich auf Bewertungsplattformen und Gästefragebögen wieder. Zudem senkt es die Fluktuation, was wiederum die Rekrutierungskosten auf ein Minimum reduziert.»
Text: Mario Gsell
Dokumente
- Medienmitteilung Lernendenbarometer 2020 (371 KB )
- Die Resultate des Lernendenbarometer 2020 (2.32 MB )
- Vollversion inkl. Grafiken des Berichts (2.59 MB )